HINTERGRUND
Was bisher geschah…auf dem Weg zur Milliardenoper
Was bisher geschah…auf dem Weg zur Milliardenoper.
Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller (CDU) wünscht sich einen Opernneubau, der in der „Champions League“ der internationalen Opernklasse mitspielen könne. Ist das wieder typische Düsseldorfer Gigantomanie? Die Elbphilharmonie am Rhein? Ein Milliardengrab in der Landeshauptstadt?
Aber der Reihe nach: Am 16. Dezember 2021 beschloss der Rat der Stadt Düsseldorf in einem Grundsatzbeschluss, die Sanierung des alten Operngebäudes – außer Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Betriebes – nicht weiter zu verfolgen. Es sollte stattdessen ein kompletter Neubau her, wobei zunächst zwei Standorte ins Auge gefasst wurden: Der heutige Standort (Heinrich-Heine-Allee 16a) sowie der ehemalige Kaufhof (Am Wehrhahn 1). Es wurde ein Ideenwettbewerb für beide Standorte ausgelobt.
Es wird teuer
Erste Zahlen wurden genannt. Die Stadtspitze geht von 716 Millionen Euro für einen Neubau an der Heinrich-Heine-Allee aus. Dem gegenüber werden die Sanierungskosten für das alte Opernhaus mit je nach Sanierungsart 457 bis 650 Millionen angegeben. Viele halten diese Schätzung der Sanierungskosten für zu hoch gegriffen.
Am 15. Juni 2023 kam es zu einer weiteren weitreichenden Entscheidung des Rates. Der Rat bekräftigte seinen Entschluss für einen Neubau der Oper, wobei die neue Spielstätte auf dem bisherigen Standort an der Heinrich-Heine-Allee entstehen soll. Das bedeutet den Abriss der bisherigen denkmalgeschützten Oper sowie den Eingriff in den ebenfalls denkmalgeschützten Hofgarten samt Fällung von wenigstens 29 Bäumen. Der Neubau könne in 2028 starten, wobei eine Bauzeit von ca. fünf Jahren anzunehmen sei. Für die Zwischenzeit benötige die Oper demnach eine Interimsspielstätte. Auch ein Realisierungswettbewerb für das Neubau-Projekt wurde beschlossen.
Fragwürdige Deals
Zwischenzeitlich haben sich zahlreiche Begehrlichkeiten entwickelt. Für einen Neubau sind neben der Stadtspitze und den Ratsfraktionen von CDU, FDP und SPD die Opernintendanz, Architekturbüros sowie große Teile der Wirtschaft unterwegs. Die Grünen stellen bisher lediglich den Zeitpunkt des Projekts infrage. Die SPD koppelte ihre Zustimmung an einen „Operndeal“: Oberbürgermeister Keller versprach, als Gegenleistung zur Zustimmung 8.000 Wohnungen bis 2030 bauen zu lassen. Es ist fraglich, ob diese Vereinbarung eingehalten wird bzw. werden kann. Die LINKE Ratsfraktion war die einzige politische Kraft, die den Neubau der Oper von Anfang an strikt abgelehnt hat.
Auch die leitende Tageszeitung Rheinische Post berichtet gerne und häufig über das „Opernhaus der Zukunft“. Immerhin war es auch diese Tageszeitung, die mit ihren Kalkulationen neue Zahlen in die Diskussion einbrachte: Nunmehr sei mit Gesamtkosten für den Oper-Neubau von mindestens 1,27 Milliarden Euro (auch aufgrund der Kosten für den aufzunehmenden Kredit) zu rechnen. Die Stadtspitze hat diese Summe bisher nicht dementiert. Allein die Kosten für eine Zwischenlösung während Abriss und Neubau der Oper sollen laut Stadtverwaltung 75 Millionen Euro betragen.
Her mit den Milliarden
Nachdem in die Vorbereitungsphase der Opern-Planung bisher über 4 Mio. Euro geflossen sind, sollen dafür 2024 noch 4,75 Mio. Euro und 2025 weitere 5,1 Mio. Euro fällig werden. Danach beginnen die eigentlichen Umsetzungskosten mit 22,35 Mio. in 2026 und 21,6 Mio. in 2027 anzufallen. Zu den danach jährlich anfallenden Kosten hat sich die Stadtverwaltung noch nicht geäußert. Die Finanzierung der Umsetzungskosten für den Opernneubau von 1,27 Milliarden Euro würde aber jedes Jahr einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag erfordern – und das für die nächsten ca. 40 Jahre.